Dienstag, 11. November 2025, Westfälischer Anzeiger Hamm / Hamm

Lasen aus der Weintraub-Biografie: Eva Majbour (links) und Lena Vogel. © Charlotte Klotmann
Hamm – Das Gustav-Lübcke-Museum stand am Sonntag ganz im Zeichen der Erinnerung: Der Verein Zweitzeugen e.V. gestaltete dort eine Lesung des Buches „Die Versöhnung mit dem Bösen“, das die Lebensgeschichte des Holocaust-Überlebenden Dr. Leon Weintraub erzählt.
Im Anschluss hatten die Besucher die Möglichkeit, an einer Führung durch die begleitende Wanderausstellung „Werde Zweitzeug*in“ teilzunehmen. Diese war in Zusammenarbeit mit Jugendlichen, unter anderem mit der Stolperstein-AG der Friedensschule, entstanden und wurde anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Diktatur gestaltet.
Die Lesung erfolgte in Kooperation mit den Stadtbüchereien Hamm, sie war Teil des „Literarischen Herbsts“.
Auch das Datum, der 9. November, wurde bewusst gewählt, um an die Reichspogromnacht des Jahres 1938 zu erinnern. Die 2022 veröffentlichte Weintraub-Biografie wurde von Lena Vogel und Eva Majbour gelesen, Mitglieder des Vereins und Mitgestalter der Ausstellung.
Der 1926 in einer jüdischen Familie geborene Leon Weintraub überlebte fünf Konzentrationslager und erkämpfte sich nach der Befreiung auf beeindruckende Weise zurück ins Leben. Er wurde trotz schwerer Bedingungen promovierter Mediziner. Heute ist er 99 Jahre alt und setzt sich gegen Antisemitismus sowie für demokratische Rechte ein.
Die Ausstellung lädt dazu ein, die (Über-)Lebensgeschichten der vier Zeitzeugen Dr. Leon Weintraub, Chava Wolf, Henry Brenner und Wolfgang Launinger interaktiv kennenzulernen. So können die Besucher Wünsche und Gedanken an einem Wunschbaum hinterlassen und auf einer Reflexionswand aufschreiben, was sie aus der Ausstellung mitnehmen und welche persönlichen Ziele sie als Zweitzeugen verfolgen möchten. „Wir möchten nicht nur einen Zugang zu den Geschichten und zur Geschichte schaffen, sondern auch die Eigeninitiative fördern und das Bewusstsein für Antisemitismus stärken – ein Problem, das es in unserer Gesellschaft schon immer gab und das bis heute präsent ist“, erklärt Majbour.
