Dienstag, 12. August 2025, Westfälischer Anzeiger Hamm / Hamm
Eröffnung der Ausstellung „Werde Zweitzeug*in“ im Gustav-Lübcke-Museum

Gruppenbild zum Auftakt: die Protagnisten der Ausstellungseröffnung im Museum. © Robert Szkudlarek
Hamm – Sonntagnachmittag, strahlender Sonnenschein und bestes Badewetter – und trotzdem fanden über 80 Besucher den Weg in das Gustav-Lübke-Museum. Die Eröffnung einer Ausstellung, die die Stimmen der Nazi-Opfer hörbar machen will, war ihnen wichtiger.
Die Eröffnungsrede hielt der Oberbürgermeister der Stadt Hamm, Marc Herter, der sofort betonte, dass „diese Ausstellung etwas Besonderes“ sei. „80 Jahre nach dem Krieg, 80 Jahre nach der Shoa sind nur noch wenige Zeugen übrig.“ Hier erinnerte er an die erst vor kurzem verstorbene Margot Friedländer, als eine der bedeutendsten Augenzeuginnen dieser historischen Grausamkeiten. „Wer den Zeitzeugen zuhört, wird zum Zweitzeugen.“ Marc Herter war es aber auch besonders wichtig, dass innerhalb der Ausstellung des „Zweitzeugen e. V.“ auch das Schicksal der Familie Meyberg, einer jüdischen Familie aus Hamm, einen Platz gefunden hat und die Ausstellung damit auch eine lokale Seite erhält.
Der zweiter Redner, der Leiter des Gustav-Lübke-Museums, Thomas Schmäschke, hatte sogar seine Elternzeit unterbrochen, um diesem Moment beizuwohnen. Diese Ausstellung verleihe den hier gezeigten Menschen eine Stimme. Diesen Stimmen müsse man zunächst einmal zuhören. „Richtiges Zuhören ist aber in unserer Gesellschaft immer schwieriger und problematischer geworden.“, meinte er.
Im Anschluss an die beiden Eröffnungsredner moderierte Katinka Engels ein Podiumsgespräch zum Thema der Ausstellung. Hier erläuterte die Vertreterin des Zweitzeugen-Vereins, Ariane Olek, zunächst dessen Arbeit und Intention, vor allem Kinder und Jugendliche für die Schicksale von Verfolgten zu sensibilisieren.
Franziska Rohloff, die Leiterin des Stadtarchivs der Stadt Hamm, beschrieb sich und ihr Team als Gedächtnisinstitution und Arbeit an einer Erinnerungskultur.
Der Kunsthistoriker des Gustav-Lübke-Museums, Jan Giebel, berichtete von seinen Untersuchungen an Objekten, die verfolgungsbedingt ihren eigentlichen Eigentümern entzogen wurden.
Alle Redner bedankten sich vor allem bei der Projektarbeit der Stolperstein AG der Friedensschule Hamm und deren derzeitiger Leiterin Elisabeth Altstädt, die mit ihrer Arbeit über die Hammer Familie Meyberg in Kooperation mit dem Stadtarchiv dieser Ausstellung ein wichtiges lokales Kapitel hinzufügten.
Neben dieser Ausstellung findet sich in der nächsten Zeit ein großes Begleitprogramm, von Stadtführungen über diverse Lesungen bis zu Work-Shops.
Die Ausstellung ist bei freiem Eintritt noch bis zum 11. Januar 2026 besuchbar.
HERBERT HANSEN